Irgendwann, an einem bestimmten Punkt wo man sich mit dem Wesen von Dingen beschäftigt, wurde immer mehr klar, wie unfassbar viel Relativität dem menschlichen Bewusstsein innewohnt. Es gibt wahrscheinlich beinah so viele verschiedene individuelle Bedeutungen von Worten, wie es Menschen gibt. Wenn Du 10 Menschen an einen Tisch setzt, und sie z.B. nach ihrer persönlichen Bedeutung des Wortes Glück fragst, wirst du vielleicht Ähnlichkeiten entdecken, jedoch sehr unwahrscheinlich eine übereinstimmende Antwort hören. Das Spannende dabei ist, wir alle wissen irgendwie dass es so ist dass jeder Mensch seine eigene Wahrnehmung hat, sind uns aber oft nicht wirklich bewusst, was das bedeutet. Für unsere Gespräche, für unsere Beziehungen, für alle Interaktionen mit anderen.
Eine wirkliche Begegnung trägt also nicht die Frage in sich ob du glücklich bist, sondern was es für dich bedeutet. Was ist dein Inhalt des Wortes Glück. Man könnte das unendlich fortsetzen und beinahe jedes Wort nach einem persönlichen Inhalt fragen.
Auf diesem Gedankenweg erscheint es logisch, dass wir unser ganz individuelles Bewertungssystem haben, mit denen wir diesen Worten Inhalt verleihen. Erzählt uns jemand, ihm geht es „nicht gut“, dann verknüpfen wir automatisch mit unseren eigenen Erfahrungen und Speicherungen von „nicht gut“. Wir gehen also unbewusst von uns selbst aus. Von dem was wir kennen. Die Frage: „was bedeutet das für dich?“ wird selten gestellt.
Ein Dozent fragte stets bei Beginn des Unterrichts in die Runde wie es uns geht. Jeder Einzelne antwortete nacheinander. Die Antwort „gut“ oder „schlecht“ ließ er dabei nicht gelten. Wir waren so aufgefordert, wirklich rein zu fühlen um eine Beschreibung zu finden. Uns selbst zu reflektieren und wahrzunehmen. Unsere ganz persönlichen Facetten von einem Gut oder Schlecht. Und so entstand nicht nur ein Wort, sondern eine fühlende Begegnung mit uns selbst.
Nicht nur die genauere Frage nach dem „gut“ oder „schlecht“ führt uns mehr zu uns selbst. Sondern alles was wir in unseren verstaubten Bewertungs-Schubladen aufbewahren. Bewusst oder unbewusst. So entwickeln wir nicht nur feinere und achtsamere Antennen für uns selbst, sondern auch für unsere Mitmenschen. Also lasst uns unsere Schubladen öffnen.